Currywurst Wettessen
Hunger! Die heiß umkämpfte Currywurst
Sie kennen sicher die in den Vereinigten Staaten so beliebten Burger-Wettessen, die oft in Filmen dargestellt werden und zum Image der amerikanischen Nation genauso gehören wie der Burger selbst. Doch wussten Sie, dass es diese Kultur auch bei uns gibt? Wettessen finden seit einigen Jahren auch in Deutschland statt und erfreuen sich größter Beliebtheit. Und hier geht es um unser liebstes kulinarisches Kultprodukt, die Currywurst. Die Veranstaltungen rund um den deutschen Fast-Food-Klassiker ziehen landesweit enorme Zahlen an Schaulustigen an und dürfen auf keinem Jahrmarkt fehlen. Doch wie genau läuft so etwas eigentlich ab? Was macht den Reiz aus, so einem Spektakel beizuwohnen? Darüber werden Sie von uns im Folgenenden genauer aufgeklärt.
Alles, was reingeht!
Da gibt es einerseits die nach amerikanischem Vorbild abgehaltenen Currywurst-Wettbewerbe, wo ausschließlich die gegessene Menge zählt. Wie beim jährlich veranstalteten Wettessen beim Fritten-Toni aus Oberursel, wo die Teilnehmer eine Stunde Zeit haben, um so viele Currywürste wie möglich zu verdrücken. Unfassbare Leistungen werden hier verzeichnet. Fritten-Toni bereitet mit seinem Team hunderte Würste und literweise hausgemachte Currysauce vor. Obwohl dies eine schier unvorstellbare Menge abgibt, hat Fritten-Toni doch jedes Mal die Sorge, dass die Würste während des Wettbewerbs ausgehen. Ein Moderator führt durch die Veranstaltung und feuert die Kandidaten an, und auch ein Schiedsrichter achtet darauf, dass die Regeln befolgt werden. Wer sich übergeben muss, wird disqualifiziert.
Das Erfolgsrezept der meisten Wurstesser lautet: Zu Beginn so viele Würste wie möglich verdrücken, dann pausieren, mit ein oder zwei Fläschchen Jägermeister die Verdauung ankurbeln, und gegen Ende zu wieder loslegen mit dem Wurstvernichten. Unter den Currywurst-Gladiatoren findet sich alles: Junge Burschen, die wie Hungerhaken aussehen und Schwergewichte sind ebenso vertreten wie ältere Herren, die die langen Brat- und Rindswürste Stück für Stück verschlingen. Wenn der Appetit nach einer halben Stunde bei allen Kandidaten allmählich nachgelassen hat, geben die meisten schon auf. Einige greifen dann vermehrt zum Dopingmittel Jägermeister, um doch im Rennen zu bleiben, und nehmen sich dann die letzten Portionen vor. Der durchschnittliche Teilnehmer des Wettbewerbs beim Fritten-Toni schafft zwischen sechs und zehn Würste, der unglaubliche Rekord liegt bei siebzehn Stück. Auf den Sieger wartet ein großer Pokal und Preise wie beispielsweise eine Reise nach Thailand.
Auch beim XXL-Currywurst-Wettbewerb in Robis Bistro in Wernigerode zählt die verputzte Menge Wurst. Hier werden Exemplare serviert, die sechzig Zentimeter lang sind und einen Durchmesser von vier Zentimetern aufweisen. Jede Wurst wiegt ein halbes Kilo. Der Rekord liegt hier bei drei verdrückten Würsten, der Sieger verleibte sich also eineinhalb Kilo Wurst ein, eine Leistung, die mit einem großen Pokal belohnt wurde. Hier gibt’s Currywurstessen für einen guten Zweck: die Startgelder der Teilnehmer kommen krebskranken Kindern zugute.
Die Scoville-Könige Deutschlands
Bei den Currywurst-Schärfe-Wettessen, die sich wachsender Beliebtheit erfreuen und mittlerweile in jedem größeren Dorf Deutschlands stattfinden, werden die Currywürste mit den schärfsten Saucen der Welt serviert. Auch „Scoville Challenges“ genannt, ziehen diese Höllenspektakel viele Zuschauer an, die sich über die Kontrahenten, die sich mit schwitzenden Gesichtern und Tränen in den Augen gegenübersitzen und ihre Schärferesistenz zur Schau stellen, königlich amüsieren.
Um teilzunehmen, muss man mindestens achtzehn Jahre alt sein und eine Startgebühr als Unkostenbeitrag entrichten. Dann ist man bereit, sich Titel wie „Scoville-King“ oder „German Scoville Master“ zu eressen. Dabei arbeitet man sich je nach Wettbewerb durch sieben bis zwölf Runden Currywurst mit Sauce, deren Schärfe und damit Scoville Einheit mit jeder Runde gesteigert wird. Wer die schärfsten Currywürste auf der Scoville-Skala essen kann, gewinnt. Die Scoville-Einheiten reichen von fünftausend in Tabscosauce bis zu mehr als sieben Millionen für die weltschärfsten Saucen mit Namen wie Viper, Cobra und The Source, die die Sieger zu bewältigen haben.
Sanitäter sind bei diesen Veranstaltungen immer vor Ort, um im Falle von teils heftigen Reaktionen des vegetativen Nervensystems sofort helfend eingreifen zu können. Blutdruckabfall und Bewusstlosigkeit sind im Extremfall möglich, wollen von den Teilnehmern aber natürlich vermieden werden, denn wer den Platz verlässt, wird disqualifiziert. Auf die Gewinner warten Preise wie Pokale, Gutscheine aller Art bis hin zu Jahresvorräten an Getränken und – man glaubt es kaum – Currywürsten.
Zur Linderung der unvermeidbaren Gaumen- und Magenschmerzen werden hinterher Hilfsmittel wie neutralisierende Milch, Honig, Tomatensaft oder Joghurt bereitgestellt.
Mittlerweile gibt es in der Disziplin Currywurst-Schärfe-Wettessen die deutsche Meisterschaft und den Städtevergleichskampf zwischen Hamburg und Berlin. Auch eine iPhone-App, die „iCurrywurst“, mit der man Currywurst-Schnellessen auf dem Handy betreiben kann, gab es schon, was beweist, dass die Liebe zum deutschen Kulturgut Nummer eins in unserer Nation fest verankert ist.